Dantestraße 24, 69115 Heidelberg

 

         Familie Baer

         Dr. jur. Alfred Baer (1884 – 1941)

         Klara Baer (1895 – 1942)

         Doris Ellen Baer (geb. 1923)

         Hans Dieter Baer (geb. 1926)

 

Im Haus Dantestraße 24 (bis 1940 Kronprinzenstraße) wohnte seit 1935 die Familie Baer, die Eltern und zwei Kinder.

 

Dr. jur. Alfred Baer wurde am 30.10.1884 in Heidelberg geboren. Sein Vater war Kaufmann ebenda. Alfred machte das Abitur, studierte Jura und legte 1906 die erste juristische Staatsprüfung ab, 1910 die zweite. Er hat am Ersten Weltkrieg teilgenommen und war seit 1919 in Mannheim tätig, zuerst am Amtsgericht, dann am Landgericht. 1933 sollte er beurlaubt werden, nach dem Gesetz „zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933; die Beurlaubung wurde aber zunächst zurückgenommen, weil er bereits vor dem 1. August 1914 verbeamtet worden war. Aber am 31. Dezember 1935 wurde der Landgerichtsrat Dr. Alfred Baer zwangsweise entlassen. Als „rechtskundiger Hilfsarbeiter“ durfte er noch (jetzt Dr. Al­fred Israel Baer) für die jüdischen Gemeindemitglieder in seiner Wohnung tätig sein. So steht es in einer Verordnung des Polizeidirektors vom 29. August 1940, in der auch mitgeteilt wird, dass der Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg (Dr. Carl Neinhaus) „das Betreten der öffentlichen Anlagen ... den Juden verboten hat“.

Die Wohnung der Familie Baer wurde in der Pogromnacht vom 9. November 1938 verwüstet. Am 22. Oktober 1940 wurde Alfred Baer mit seiner Frau und den übrigen Heidelberger Juden (rund 300 Personen) nach Gurs deportiert, beide waren auch im Lager Récébédou. Dort ist Alfred Baer am 2. Mai 1941 gestorben.

Klara Baer, geb. Deutsch, wurde am 6.9.1895 in Mainz geboren. Seit 1921 war sie mit Alfred Baer verheiratet. Sie wurde am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, von dort kam sie in das Lager Récébédou. Den Tod ihres Mannes konnte sie ihren Kindern noch in einem Brief mitteilen, doch am 31.8.1942 wurde sie über Paris/Drancy nach Auschwitz deportiert, wo sie wahrscheinlich am 10.9.1942 ermordet wurde.

 

Doris Ellen Baer, geboren am 21.10.1923, und Hans Dieter Baer, geboren am 20.10.1926, konnten gerettet werden. Sie kamen im März 1939 mit einem Kindertransport (wahrscheinlich mit dem Roten Kreuz) nach England. Beide hatten in Heidelberg bis zum November 1938 das Kurfürst-Friedrich-Gymnasium besucht. Sie wurden dann von der Schule ausgeschlossen, weil es „keinem deutschen Lehrer und keiner deutschen Lehrerin mehr zugemutet werden (kann), an jüdische Kinder Unterricht zu erteilen“. „Auch versteht es sich von selbst, daß es für deutsche Schüler und Schülerinnen unerträglich ist, mit Juden in einem Klassenraum zu sitzen.“ So begründete der „Berliner Erlass“ vom 15. November 1938 aus dem Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung den Ausschluss aller noch verblieben jüdischen Schüler.

Doris Ellen Baer hat in England weiter die Schule besucht, wurde Krankenschwester und wanderte 1950 in die USA aus. Ihr Bruder besuchte in England ebenfalls die Schule, trat in die britische Armee ein und studierte danach Naturwissenschaften in Cambridge. Er lebt in der Nähe von London.