Zähringerstraße 15, 69115 Heidelberg

 

         Maximilian und Louise Neu

         Prof. Dr. Maximilian Neu  (1877 - 1940)

         Louise „Zilla“ Neu  (1885 – 1940)

 

Maximilian Neu wurde am 5.4.1877 als Sohn des Kaufmanns Lazarus Neu und seiner Frau Wilhelmine, geb. Reinhardt, in Freinsheim, Bayerische Pfalz, geboren. Lebenslauf und Ausbildung waren die des zielstrebigen deutschen Akademikers. Nach dem Abitur schrieb er sich 1897 in Heidelberg für Medizin ein, hörte aber auch über Richard Wagner, Schiller und Dürer. In der Königlich Bayerischen Armee diente er als „Einjährig-Freiwilliger“ und wurde später Oberarzt der Reser­ve. Mit seiner Promotionsarbeit über Blutdruckmessung gewann er 1902 den Preis der Fakultät. Im selben Jahr wurde er als Arzt approbiert. 1904 begann er als Volontärassistent unter Geheimrat von Rosthorn seine Laufbahn als Gynäkologe und Geburtshelfer in Heidelberg und wurde 1908 1. Oberarzt.

In der Habilitationsschrift von 1908 „Untersuchungen über die Bedeutung des Suprarenins für die Geburtshülfe“ zeigte Neu, dass die nach langwieriger Entbindung gefürchteten, häufig tödlichen Nachblutungen aus der Gebärmutter durch diese erst seit 10 Jahren bekannte Substanz gemildert werden konnten.

Einen wesentlichen Beitrag hat Maximilian Neu 1910 für die Entwicklung der Allgemeinnarkose geleistet, nämlich die exakte Dosierung von Lachgas und Sauer­stoff über Messröhren, die gerade für die Flussmessung bei Leuchtgas patentiert worden waren. Mit seiner Konstruktion, dem Urahn moderner Narkosegeräte, ließ sich zusammen mit der Injektion von Scopolamin und Morphin eine ausreichende Narkosetiefe für alle gynäkologischen Operationen erreichen, während die Patientinnen zuverlässig vor Sauerstoffmangel geschützt waren.

Am 25.9.1912 heirateten der Privatdozent Dr. Maximilian Neu und Louise Neu in Heidelberg. Die Ehe blieb kinderlos.

Louise „Zilla“ Neu, geb. Baruch, war das zweite Kind des Weinhändlers Benjamin Baruch aus Neuwied (22.9.1836 - 18.8.1909) und seiner Frau Friederike, geb. Reinhardt, aus Dürkheim (12.04.1854 - ?). Sie wurde am 9.2.1885 in Mainz geboren. Die Eltern hatten am 16.05.1882 in Mannheim geheiratet und lebten in Mainz, Boppstraße 4. Die erste Tochter Adelheid Stephanie (21.05.1883 - 20.5.1964) heiratete am 28.10.1909 in Mainz den Mannheimer Kaufmann Paul Philipp Benfey (? – 16.2.1950). Adelheid und Paul Benfey wurden am 22. Oktober 1940 von Mannheim aus nach Gurs deportiert, konnten aber Ende 1941 dem Lager Gurs entkommen und überlebten den Krieg in Beaulieu-sur-Dordogne.

1914 wurde Neu außerordentlicher Professor, verließ 1919 die Universität, hielt aber bis 1933 gut besuchte Lehrveranstaltungen. Nach einer Praxis in der Brückenstraße 51 eröffnete er in dem Villenanwesen Zähringerstraße 15 noch 1919 eine „Privatklinik für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten“. 1929 hatte sie 16 Betten; drei Assistenten und drei Rotkreuz-Schwestern, eine OP-Schwester und eine Hebamme waren ange­stellt. Im Garten hielt man Störche als Ausweis des Betriebszwecks. Das Haus genoss einen sehr guten Ruf, Neu war wegen des fürsorglichen Umgangs, so der Sorge um rasche Wiederherstellung der äußeren Erscheinung der Wöchnerinnen, sehr geschätzt. Maximilian Neu und seine Frau Louise (genannt Zilla) lebten seit 1927 in der Zähringerstraße 19 und ab 1934 im Klinikgebäude.

 

Mit Beginn der NS-Herrschaft wurde Maximilian Neu als jüdischer Hochschullehrer aus der Universität gedrängt. Zwar schrieb er sich 1897 als „jüdisch“ in Heidelberg ein, war jedoch ab 1908 „freireligiös“, ließ sich 1918 taufen und konnte sich kaum als jüdisch gefühlt haben. Aber am 20.4.1933 wurde Neu „nun als außerordentlicher Professor der Universität bis auf Weiteres beurlaubt“. Zwar konnte er noch eine Ausnahmeregelung des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ beanspruchen, verlor aber im Oktober 1933 die Lehrbefugnis endgültig. Mit dem Entzug der Kassenzulassung jüdischer Ärzte 1933 und der Ächtung „arischer“ Patienten, die an ihren jüdischen Ärzten festhielten, verschwand Neus Klinik 1936 aus dem Branchenverzeichnis. Bis zum Berufsverbot für „Nichtarische Ärzte“ 1938 fand sich unter dieser Rubrik seine Privatpraxis.

Maximilian Neu war mit dem Kaufmann Heinrich Diffené befreundet, der in der Kleinschmidtstraße wohnte. Als dieser 1916 fiel, wurde Neu Vormund des Sohnes Karl-Heinz. Die enge Beziehung sollte sich auch während des Nationalsozialismus bewähren. So bot Frau Diffené, nun auch enge Nachbarin, im Herbst 1940 ihre Wohnung, allerdings vergeblich, zum Übernachten an, damit das Ehepaar bei Gefahr nicht zuhause angetroffen würde. Der Verhaftung Neus nach der Po­gromnacht 1938 hatten sich Nachbarn lautstark widersetzt. So glaubte das Ehepaar Neu wohl, von der existentiellen Bedrohung nicht wirklich betroffen zu sein. Falls doch, sei er vorbereitet, soll Neu gesagt haben. Jeder Willkür gewärtig, sahen viele den Suizid als „letzte Bastion der Selbstbestimmung“. Schon im Testa­ment vom August 1938 hatten Maximilian und Zilla Neu einen Teil ihres Vermögens Pfarrer Maas für wohltätige Zwecke vermacht.

Mit Beginn der NS-Herrschaft wurde Maximilian Neu als jüdischer Hochschullehrer aus der Universität gedrängt. Zwar schrieb er sich 1897 als „jüdisch“ in Heidelberg ein, war jedoch ab 1908 „freireligiös“, ließ sich 1918 taufen und konnte sich kaum als jüdisch gefühlt haben. Aber am 20.4.1933 wurde Neu „nun als außerordentlicher Professor der Universität bis auf Weiteres beurlaubt“. Zwar konnte er noch eine Ausnahmeregelung des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ beanspruchen, verlor aber im Oktober 1933 die Lehrbefugnis endgültig. Mit dem Entzug der Kassenzulassung jüdischer Ärzte 1933 und der Ächtung „arischer“ Patienten, die an ihren jüdischen Ärzten festhielten, verschwand Neus Klinik 1936 aus dem Branchenverzeichnis. Bis zum Berufsverbot für „Nichtarische Ärzte“ 1938 fand sich unter dieser Rubrik seine Privatpraxis.

Maximilian Neu war mit dem Kaufmann Heinrich Diffené befreundet, der in der Kleinschmidtstraße wohnte. Als dieser 1916 fiel, wurde Neu Vormund des Sohnes Karl-Heinz. Die enge Beziehung sollte sich auch während des Nationalsozialismus bewähren. So bot Frau Diffené, nun auch enge Nachbarin, im Herbst 1940 ihre Wohnung, allerdings vergeblich, zum Übernachten an, damit das Ehepaar bei Gefahr nicht zuhause angetroffen würde. Der Verhaftung Neus nach der Po­gromnacht 1938 hatten sich Nachbarn lautstark widersetzt. So glaubte das Ehepaar Neu wohl, von der existentiellen Bedrohung nicht wirklich betroffen zu sein. Falls doch, sei er vorbereitet, soll Neu gesagt haben. Jeder Willkür gewärtig, sahen viele den Suizid als „letzte Bastion der Selbstbestimmung“. Schon im Testa­ment vom August 1938 hatten Maximilian und Zilla Neu einen Teil ihres Vermögens Pfarrer Maas für wohltätige Zwecke vermacht.

 

 

Den Abend des 21.10.1940 verbrachten Maximilian und Zilla Neu in ihrer Wohnung mit Pfarrer Maas. Der Polizeibeamte, der sie am Morgen des 22. Oktober abholen sollte, kannte sie und entschuldigte sich für die Maßnahme. Das Paar bat ihn, sich zum Zähneputzen zurückziehen zu dürfen. Dann nahmen sie auf ihrem Bett Zyankali. Denny „Israel“ und Zilla „Sara“ Neu wurden am 25.10.1940 im „Nicht­arierfeld“ des Bergfriedhofs im Winkel zwischen Steigerweg und Bahnlinie von Hermann Maas beigesetzt. 1949 wurden Maximilian und Zilla Neu zu denen gebracht, denen sie sich zugehörig geglaubt hatten: Prälat Maas ließ die beiden auf den allgemeinen Teil des Bergfriedhofs umbetten. Das von ihm erworbene Nutzungsrecht für das Grab V 427 ist 1981 erloschen.